04 Dezember, 2005

Ab ind Krankenhaus!

Gegen 21 Uhr rief ich meine Schwester Kerstin an und hechelte ihr was von Wehen vor. Die kamen in einer Tour, langsam wurden wir unsicher. Da meine Schwester mit Lennart ähnliches erlebt hatte, legte sie mir behutsam ans Herz, doch jetzt mal ins Krankenhaus zu fahren, schaden könne es nicht...

Jetzt war es soweit: das Baby will raus. Jetzt. Kein Fluchtweg und das Gefühl, da jetzt irgendwie durch zu müssen. Ich wußte: Ohne Kind kommst Du nicht mehr nach Hause. Seltsame Vorstellung. Simon nahm die Kliniktasche und wir gingen zur Tür hinaus. Ein letzter Blick zurück: so wird unser Leben nie wieder sein. Wir schauten uns an, noch waren wir nur zu zweit.

Dann kam eine neue Wehe und ich brach Simon beinahe die Hand und damit auch jede Sentimentalität. Ab jetzt kam Action. Beide jammernd rannten wir zum Auto und ich hatte auf einmal das dringende Gefühl, eine Zigarette rauchen zu müssen...

Wir klingelten im Kreißsaal und die hebamme, die öffnete, wußte gleich Bescheid. Während ich wüst vor mich hin fluchte wurde ein CTG gemacht. Während dieses schrieb, hörte ich Gebrülle aus sämtlichen anderen Kreißsäälen. Eine Menge Babys hatten sich für diesen Tag entschlossen, auf die Welt zu kommen. Simon las mir aus einer Zeitschrift vor und tat entspannt.

Die Hebamme schaute auf die Werte vom CTG und wackelte bedenklich nit dem Kopf. Sie ging hinaus und kam mit einer Ärztin wieder hinein. Auch diese wackelte bedenklich mit dem Kopf. Eine andere Hebamme atmete mit mir die Wehen weg, oder so. Die Diagnose: schlechte kindliche Herztöne, vielleicht pathologisch. Hm. Allgemein bedenkliches Kopfgewackel. Wieder so eine verdammte Wehe! Zu diesem Zeitpunkt hatte sich meine Einstellung zur PDA und zu Kaiserschnitten schon grundlegend geändert.

Und so kam es. Kaiserschnitt und zwar ganz schnell. (ja, ja, kein Problem!) Vollnarkose. Wie? Mit Ach und Krach erkämpfte Simon für mich eine Spinalanästhesie. Ich bekam was gegen die Wehen (schöööön) und ab in den OP. Verkabelt, Spritze und dem Operateur die Hand geschüttelt. (Guten Abend! Habe ich ehrlich gesagt) Simon kam mit alberner Mütze und Hose und hielt Händchen. Gespannte Minuten. Mir liefen die Tränen runter. Stille. Ein Ruckeln, ein Platschen. Sekundenlanges Erstaunen. Dann: Bäähhääähää!!!! Liah brüllte den OP zusammen und strampelte in den Händen einer Hebamme. Tatsächlich, da war die ganze Zeit ein Baby drin. Mein Baby! (Bis zum Schluß war ich mir da nicht ganz sicher) Sie wurde mir an den Kopf gehalten. Ganz ganz warm und gleich vertraut.

Simon und ich sahen uns an: Wir waren Eltern.


Na, das wurde aber auch mal Zeit...!
Liah Eckervogt. Am Anfang trug sie nämlich noch meinen Nachnamen, ja ja. Das Namensschildchen haben wir noch, als Beweis.